Hast du schon einmal versucht, etwas aus einem Automaten zu holen und es hat nicht funktioniert? Du warst frustriert und hast aufgegeben, weil die Maschine das Gewünschte nicht hergab. Mir ist das kürzlich an einem Brotautomaten in Frankreich passiert.
Ein Ferrari am Kreisel liefert Brot
Seit einigen Wochen steht ein ferrariroter Automat am Dorfkreisel. Eine lokale Bäckerei bestückt ihn täglich mit frischen Baguettes, Croissants und Pains au Chocolat.
Ich stehe davor und studiere die Anleitung: Alles klar. An der Maschine klebt ein Zettel, von Hand geschrieben: «La case No. 5 ne s’arêtte pas». Fach Nummer 5 bleibt nicht stehen.
Führe mich nicht in Versuchung
Was kümmert mich Fach 5! Ich drücke auf den Knopf und das Karussell der Maschine setzt sich in Gang. Viele Fächer sind leer. Baguettes und zwei Pains au Chocolat sind noch da. Die dunkle Schokolade flirtet schon mit meiner Zunge.
Das rebellische Fach
Doch das Fach mit dem ersehnten Gebäck ruckelt vorbei. Das Ding lässt sich nicht anhalten. Fach Nummer 5!
Die Fächer für Brot und Gebäck haben Schilder mit Namen und Preis, aber keine Nummern. Welches Fach die Nummer 5 trägt, das ist Insiderwissen. Wahrscheinlich hat der Bäcker oder die Bäckerin den Zettel geschrieben.
Ein klarer Satz am falschen Ort
«La case No. 5 ne s’arêtte pas». Der Satz ist kurz und klar. Da gibt es nichts zu entrümpeln. Aber für die Kundin ist die Information nutzlos, irrelevant. Der Zettel sollte innen kleben. Dann vergisst die Person, die das Brot auffüllt, die Macke des Automaten nicht. Und lässt Fach 5 leer.
Das war eine Lektion in «Communication claire», dem französischen Pendant zu Einfacher Sprache. Auch hier geht es um mehr als geläufige Wörter und klare Sätze. Wer verstanden werden will, muss die Brille der Lesenden aufsetzen – auch bei einem einfachen Zettel.