Satzmonster zähmen

Der Trick gegen Schachtelsätze
grosse Kartonbox. In sie sind viele kleinere Kartonschachteln hineingestopft, Symbol für einen Schachtelsatz
Bild: Lisa Rigendinger

Schachtelsätze sind schwere Kost für die Lesenden. Der Faden geht verloren, der Text wird zur Betonwand. Wie wird aus einem Satzmonster ein klarer und einfacher Text? Das zeige ich im Blogbeitrag.

Ein Satzmonster, das mich erheitert

Schachtelsätze sind eine echte Plage. Ich bin jedes Mal frustriert, wenn ich mich in einem solchen Satz verirre.

Sie sind Stolperfallen für die Lesenden, weil mehrere Satzteile ineinander verschachtelt sind. Es gibt nur ein einziges Satzmonster, das mich bis heute erheitert hat. Die Texterin Sabine Musseleck hat einen Schachtelsatz über Schachtelsätze geschrieben. Sie hat alles reingepackt, was sie an ihnen nervt. Ein waschechter Schachtelsatz: lang und kompliziert.

136 Wörter in einem einzigen Satz

Achtung, durchatmen, der Satz ist lang:

«Hypotaxen, zu Deutsch Schachtel- oder Bandwurmsätze, sind ja – wie wahrscheinlich nicht nur ich, sondern auch sehr viele andere denken – eine rechte Geißel für Lesende, weil sie erstens seitenlang sein können, zweitens durch ihre schiere Länge höchst kompliziert erscheinen und dadurch drittens mörderanstrengend zu lesen sind, wobei dies nicht nur für Schulkinder gilt, sondern für alle, die lesen, weswegen es viertens fraglich ist, ob man am Ende eines solchen Satzungetüms überhaupt noch weiß, wann bzw. wo der Satz begann, und was zu Beginn gesagt wurde, bevor man irgendwo mittendrin mit den eigenen Gedanken abgedriftet und sich dann doch wieder zurück in den Satz gekämpft hat mit dem Ergebnis, dass man sich mit der Tatsache abfindet, diesen Satz mindestens noch ein- bis fünfmal zu lesen, bis es auch nur den Hauch einer Chance gibt, ihn vollinhaltlich zu verstehen.»

Sabines Schachtelsatz

Ich habe hier einen Punkt gesetzt: 136 Wörter in einem einzigen Satz sind mehr als genug. Sabines Schachtelsatz ist mit 243 Wörtern fast doppelt so lang. Du findest ihn im Blog von Sabine.

Lesbarkeit? Was sagt die Textanalyse?

Ich werfe den gekürzten Schachtelsatz in die «Wortliga Textanalyse».

Das Ergebnis: ein Lesbarkeitswert von 0.

Gut lesbare Texte haben einen Wert zwischen 60 und 100.

Daher habe ich den Schachtelsatz in die Waschmaschine gesteckt und heiss gewaschen. Nach dem Trocknen fuhr ich kurz mit dem Bügeleisen über die Wörter. Hier der neue Text mit 8 Sätzen.

Der Lesbarkeitswert liegt jetzt bei 88:

Hypotaxen sind lange und komplizierte Sätze, auch Schachtel- oder Bandwurmsätze genannt. Viele Menschen finden sie mühsam zu lesen. Schachtelsätze können seitenlang sein. Sie sind schwer zu verstehen, weil sie so lang sind. Das macht sie anstrengend zu lesen: nicht nur für Schulkinder, sondern für alle, die lesen. Oft weiss man am Ende eines solchen Satzes nicht mehr, wie er angefangen hat. Man verliert den Faden und muss sich konzentrieren. Man muss den Satz mehrmals lesen, um ihn zu verstehen.

8 Kartonboxen liegen nebeneinander in drei Reihen, das Gegenbeispiel zu einem Schachtelsatz.
Eine Information pro Satz

Der Trick gegen Schachtelsätze

Je kürzer ein Satz, desto leichter ist er zu verstehen.

Als Faustregel für gedruckte Texte gilt: maximal 15 bis 20 Wörter pro Satz. Für Online-Texte sind es maximal 12 Wörter pro Satz.

Wie kannst du Schachtelsätze vermeiden oder auflösen? Überlege zuerst: Was will ich sagen? Gib dann einen Gedanken nach dem anderen in die Tastatur.

Jede neue Information erhält einen neuen Satz.

Das gilt vor allem, wenn es komplex ist. Je anspruchsvoller der Inhalt, desto einfacher sollten Sätze gestrickt sein.

PS Die «Text-Waschmaschine» heisst Wortliga PLAIN und vereinfacht Texte mit KI auf Knopfdruck.

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